Ich liebe ja Menschenansammlungen. Nicht.
Ich liebe es, wenn überall durcheinandergeredet wird und man sein eigenes Wort nicht mehr versteht.
Ich liebe es, wenn man auf den nächsten Schritt unbedingt aufpassen muss, weil man sonst stolpert. Ist ein bißchen wie im Leben. Nur noch wesentlich nerviger.
Das sind also ideale Voraussetzungen für die ITB in Berlin.
Die Bahn war mal wieder zu spät
Die Internationale Tourismus Börse findet zum 50ten Mal statt und ich bIn zum ersten Mal dabei. Sicherlich nicht zum letzten Mal, auch wenn sich das zur Zeit so anfühlt.
Ich war noch nicht ganz 10 Minuten hier in Berlin (Und heute erspare ich mir mal das Rumgehacke auf der vollkommen überschätzten Hauptstadt), da wollte ich den Zug zurück nehmen.
Da dieses Gefühl aber leider auch an eben dieser Bahn lag, die naturgemäß für die Deutsche Bummelbahn knapp 1 Stunde Verspätung hatte, bliebt ich und schaffte es irgendwann auch zum Messegelände. (Das ist so unglaublich einfach, daß ich mich immer wieder frage, warum ich trotzdem ständig in der Fremde in die falschen Straßenbahnen einsteige?)
Angekommen und Südamerika entdeckt
Gut. Ich bin angekommen, war genervt, wollte weg und hab mich über die Fastlane reinscannen lassen aufs Messegelände.
Immer noch mit doofem Gefühl, weil: was mache ich hier eigentlich?
Und dann passiert genau das, wovon man immer träumt.
Alles wird gut.
Ganz plötzlich, ganz unerwartet.
In Halle 1 sind die Länder Südamerikas untergebracht. Chile, Argentinien, Kolumbien, Venezuela, Surinam und vor allen Dingen Peru.
Nicht daß ich da jemals gewesen wäre, aber hin wollte ich schon lange, und die Stimmung in der Halle nahm mich gleich gefangen.
Bunt, freundlich und angereichert mit dem Duft frischer Kaffeebohnen. Manchmal braucht es nicht so richtig viel zum Glück.
Ein guter Kaffee reicht. (Gab es nicht, so viel kann ich verraten. Kann ja aber noch kommen, spätestens Prenzlauer Berg finden sich zahlreiche 3rd Wave Cafes wo ich weiß, daß ich guten Kaffee bekommen kann. Update: Dieses Mal hat es nur fürs Godshots, Prenzlauer Berg gereicht. Da fand ich schon vorher, daß man beinahe den besten Kaffee in Berlin bekommen kann. Bei der Meinung bleibe ich nach diesem Trip dann mal. )
Ein Reiseblogger möchte reisen
Aber zurück zum Thema, sofern es bei diesem Artikel eines gibt.
Ich komme hier auf so einer Messe ziemlich schnell ins Gespräch. Wir sind ja schließlich alle nicht zum Spaß hier. Die Aussteller wollen Kunden, Käufer, Reisende werben.
Wir Reiseblogger wollen Reisen. Da ich auch noch als mobiler Reiseberater unterwegs bin, will ich natürlich auch schauen, was ich meinen Kunden so in der nächsten Reisesaison aufschwatzen kann.
Nein, im Ernst: Hauptsächlich will ich mich umschauen welche Kooperationen möglich sind und hier genau kommt der Knackpunkt.
Stellt euch einfach mal kurz vor ihr habt ein Unternehmen und verkauft ein tolles Produkt. Eine Reise in die Ferne zum Beispiel.
Ihr habt ein Werbebudget, ihr wollt auf unterschiedlichen Kanälen bekannt werden und Werbung machen und da kommt dann plötzlich ein Reiseblogger, pfeift ein freundliches Hallo, säuft euch euren unter widrigen Umständen angebauten Kaffee weg und erzählt euch von seinen Plänen:
Anreisen, Hotels checken, Kamera draufhalten, Film schneiden, Fotos bearbeiten, Artikel schreiben, veröffentlichen und…
Bis zum Und hattet ihr den Mund noch vor Staunen offen, ab nach dem Und wendet ihr euch dem nächsten – dieses Mal hoffentlich wirklichen – Partner zu.
Denn so charmant ich im Auftreten auch sein mag, so toll meine Ideen und Pläne auch immer klingen (und die Umsetzung wird wirklich gut. Versprochen!) Was nutzt das Ganze, wenn es keine Leser findet?
Auf die Frage nach der Reichweite muss ich regelmäßig mit: Klein antworten. Nachfragen WIE klein wehre ich ab und verweise auf mein sehr sensibles Naturell.
Da Mitleid in der Reiseindustrie kein verbreitetes Gut ist sind Gespräche schnell beendet, und Kooperationen rar gesäät.
Man kann auch ohne Gratisreisen glücklich werden
Was also mache ich hier?
Lernen. Und zwar eine ganze Menge. Kennen, voneinander und über mich.
Und wie durch ein Wunder gibt es dann doch Kooperationen. Vielleicht bin ich an den Stellen gewesen, die kein anderer Reiseblogger abgeklappert hat, oder ich bin einfach doch so voll der Sympathische. Ich tipp ganz klar mal auf das Letzte.
Naja, Wales bietet ein bißchen was an, Surinam würde mir gerne das eine oder andere Hotel zeigen und mein Wunschreiseziel La Reunion ist mir so dermaßen arrogant rübergekommen, daß ich glatt überlege, ob ich dieses Wunschreiseziel nicht streiche.
(Mach ich eh nicht. Die haben gleich 2 Vulkane, jede Menge Platz zum Wandern Fahrrad fahren und Internetflat hab ich da auch. Kann also nicht so falsch sein. Aber zumindest schiebe ich die Insel jetzt mal auf die lange Bank.)
Selbst wenn es zu keiner wirklichen Kooperation kommt, habe ich durch meinen Besuch ein paar Leute kennengelernt die wenig nur auf sich schauen und die absolut bereit sind zu teilen, zu kooperieren und voneinander zu lernen.
Und das ist ein Gewinn.
Dafür nehme ich auch gerne die 40 Kilometer Fußmarsch auf mich, die jetzt locker in meinen arthritischen Knochen stecken.
Ich nehme all den schlechten Kaffee hin, den ich als Junkie trinken mußte, nur um den Tag zu überstehen.
Und ich werde widerkommen. Nächstes Jahr zur ITB 2017 bin ich sicher wieder dabei.
Da ich ja am 01.03.2016 das Hostel Max Projekt gestartet habe und von Flensburg runter nach München reisen werde, mal zu Fuß, mal mit dem Fahrrad und mal mit der Bahn, hoffe ich, daß ich nächstes Jahr zwar wieder beschissenen Kaffee trinken muß, aber zumindest die eine oder andere Kooperation herausspringt, einfach weil sich vielleicht was rumgesrochen hat.
Danke an die anderen Reiseblogger
Und solange das noch nicht so ist beende ich diesen Text mal mit einem Danke an ein paar ReisebloggerkollegInnen, die ich persönlich kennenlernen durfte.
Und ich hoffe sehr, daß die zahlreichen Ungenannten verstehen wie es läuft und sich ebenfalls ein Dank abschneiden.
Marion von escape-from-reality.de
Corinna von aussteigenbitte.de
Katharina vom Niederlandeblog.info
Gudrun von www.reisebloggerin.at
Und ihr Anderen, ihr Ungenannten: Gute Reise, freundliche Menschen, interessante Begegnungen, inspiriert und werdet inspiriert, egal wo ihr seid. Und wenn ihr unterwegs seid wie die Auszeitnomaden, dann reist erst. Wir können auch später noch von euch lesen. Viel Spaß in Kambodia.