Über zu viel Kaffee und zu wenig Zeit

Ich mag Kaffee. Schön heiß, schön süß, schön viel.
Gerne selbst gemacht im Vollautomaten, mit dem preiswerten Siebträger oder einfach auch mal mit so einem kleinen Espressokocher von Bialetti, den man auf den Herd stellen kann (Und dort auf keinen Fall vergessen sollte!).
Ich mag keinen Filterkaffee. Nicht mal ein bißchen. Ich trinke ihn aber im Notfall ebenfalls. Mit Widerwillen und unter Protest. Aber ich trinke ihn.
Jetzt sitze ich hier in Wien, einer Stadt voller Kaffeehäuser, mit einer langen Tradition auch rund ums Thema Kaffee.
Da passte meine Planung mit der Reiseblogkategorie Bester Kaffee der Stadt eigentlich hervorragend.
Ich hatte mir also im Vorfeld schon eine Liste mit Cafes herausgesucht, die ich unbedingt besuchen müßte. Und ich bin auch wirklich brav unterwegs gewesen und von Kaffeetasse zu Kaffeetasse gelaufen, habe nahezu nebenbei wie ein Tourist die Stadt besichtigt und die Atmosphäre aufgesogen.
Je später der Tag wurde, desto unruhiger und hibbeliger wurde ich allerdings. Lag mit ziemlicher Sicherheit am vielen Koffein. 5 Cafes pro Tag, da kommt schon was zusammen.

wiener rösthaus - kaffee mit stil

Das Wiener Rösthaus röstet den Kaffee selbst. Schickes Ambiente, viel Knowhow und leckerer Kaffee

Eigentlich hatte ich in weiser Voraussicht deswegen nur 10 Läden auf dem Zettel.
Aber wie das eben so ist. Da sitzt man dann im Laden und plaudert ein wenig, ich frag ja auch ohne Scheu gleich mal nach, und da kommt dann eben auch der eine oder andere Tipp wo man unbedingt noch einen Kaffee trinken muss. So kamen also ein paar Cafes in Wien hinzu und der Koffeinpegel stieg weiter an.
Dabei ist es jetzt schon schwer genug zu entscheiden, wo ich denn nun den besten Kaffee von Wien getrunken habe. Das ist ja ohnehin sehr subjektiv, vor allem wenn man weiß was ich dem armen Kaffee antue. Als Latte Macchiato, nicht wenig Zucker, normalerweise aus der Pappe. Aber am Ende soll er mir schmecken.
Mittlerweile sind es also 13 Läden gewesen und ein paar kommen noch. Aber insgesamt ist es einfach zu wenig Zeit.

cafe couture in der ferstel passage

Diese spacige Kaffeemaschine macht euch im Caffe Couture in der Ferstel Passage den Kaffee. Also eigentlich macht der Barista den Kaffee.

Gut wenn man weiss wo die stillen Örtchen sind

Soviel Kaffee fordert ja aber irgendwann seinen Tribut. Nicht in Form von zittrigem Gehabe, sondern eher in Gestalt von suchenden Blicken. Einen Busch in Wien zu finden der nicht im Fadenkreuz irgendeiner Touristenknipse ist, ist so gut wie ausgeschlossen. Gut also, wenn man einigermaßen auf dem Schirm hat, wo hier in der Stadt die öffentlichen, stillen Örtchen sind.
Wie in vielen anderen Städten auch: Eigentlich überall, wenn man a bisserl durch die Gegend schaut.
Es gibt auch hier Kaufhäuser, Restaurants und eben zahlreiche Museen die man ja ohnehin besuchen wollte. (Und jetzt eben mal musste)
Es tut mir ja an dieser Stelle auch ein wenig leid, daß die 3 Cafes hier in einem Atemzug mit anderen Örtlichkeiten genannt werden, aber es sei soviel verraten: Das Balthasar (Praterstraße 38), das Wiener Rösthaus (Tigergasse 33) und das Cafe Couture (Freyung 2, Palais Ferstel Passage) sollten auf eurer Kaffeeliste stehen. Und wenn ihr schon auf dem Weg zum Wiener Rösthaus seid macht einen kurzen Zwischenstopp im Kaffeemodul (Josefstädter Straße 35) vorbei. Auch hier gibt es leckeren Kaffee. Und den auch To Go. Wie bei allen anderen Cafes auch.

kaffee im balthasar in der praterstrasse

Das Cafe Balthasar bietet eine Hausmischung und schlichtes, aber schönes Ambiente

Beachtet bitte, daß der normale Wiener wohl nur an Wochentagen Kaffee trinkt. Viele der Cafes haben nur von Montag bis Freitag geöffnet.
Da der Kaffee in Österreich nicht so heiß aufgebrüht wird ist es auch nicht so schlau, wenn ihr euch am Freitag einen Vorrat mit ins Hotel nehmt. Der Kaffee ist schon kalt, wenn ihr den Raum verlasst. (*)
Für welches Kaffee auch immer ihr euch entscheidet: Hinter dem Tresen stehen Profis und das kann man merken.
Mir blüht jetzt noch nach meiner Rückkehr nach Hannover, daß ich mich entscheiden muss, welches Cafe den nun das Beste ist. Nach all dem Kaffee, nach all den Gesprächen und dem unterschiedlichen Ambiente wird das keine einfache Sache.

(*) Das der Kaffee nicht so heiß serviert wird hat unter Anderem den Grund, daß die Milch bei zu hoher Temperatur einfach „verkocht“. Das schadet dem Geschmack und wenn man bereit ist auf die Hitze zu verzichten erhält man im Gegenzug mehr Aroma. Ein fairer Deal, oder?

(Die Fotos sind mit freundlicher Genehmigung vom Caffe Couture, Balthasar und dem Wiener Rösthaus entstanden)